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Brigitte Schwens-Harrant ist die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2024

In der Publikumsgunst auf Platz 1: Jurorin Brigitte Schwens-Harrant im Dialog mit dem Kollegen Thomas Strässle, der Platz 2 belegt (Foto: ORF/Johannes Puch)
In der Publikumsgunst auf Platz 1: Jurorin Brigitte Schwens-Harrant im Dialog mit dem Kollegen Thomas Strässle, der Platz 2 belegt (Foto: ORF/Johannes Puch)

Brigitte Schwens-Harrant ist mit Abstand die beliebteste Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2024. Bei der Publikumsabstimmung auf literaturcafe.de setzte sie sich souverän an die Spitze, die sie bereits 2022 inne hatte. Vorjahressiegerin Thomas Strässle kam auf Platz 2. Platz 3 mag viele erstaunen, und es gibt ein eindeutiges Schlusslicht in der Publikumsgunst.

Brigitte Schwens-Harrant ist Feuilletonchefin der Österreichischen Wochenzeitung »Die Furche«. Sie organisiert und leitet diverse Literaturveranstaltungen. Als Bachmann-Jurorin ist sie seit 2020 mit dabei. Brigitte Schwens-Harrant ist bei der Publikumsabstimmung des literaturcafe.de mit deutlichem Abstand zur beliebtesten Bachmannpreis-Jurorin des Jahres 2024 gewählt worden, nachdem sie den Titel bereits 2022 inne hatte. Im letzten Jahr belegte sie noch den 3. Platz.

Vorjahressieger Thomas Strässle belegt in diesem Jahr den zweiten Platz in der Publikumsgunst als bester Juror.

Philipp Tingler gibt weiterhin den »Bad Guy« der Jury, und seine Urteile werden in den sozialen Netzwerken oft negativ kommentiert. Doch die Mehrzahl des Publikums sieht ihn offenbar weiterhin gerne in dieser Rolle, und Tingler belegt den 3. Platz.

Jurorin Laura de Weck profitierte nicht von ihrem Neueinstieg in diesem Jahr. Sie landete auf Platz 4. Geht es nach dem Publikum, so scheint die beste Zeit für Klaus Kastberger in der Jury vorbei zu sein. Nachdem er 2015, 2016 und 2017 den 1. Platz inne hatte, schaffte er es nicht mehr auf die ersten Ränge und landet in diesem Jahr erneut auf Platz 5.

Mithu Sanyal und Mara Delius tauschten die letzten Plätze. Mara Delius rückte einen Platz auf und kommt auf Platz 6. Im Jahre 2022 befand sie sich noch auf dem 3. Platz. Mithu Sanyal hingegen landet 2024 auf dem letzten Platz.

Sachlich und eng am Text

Warum das Publikum Brigitte Schwens-Harrant zur besten Jurorin kürte, ist eindeutig. Das Publikum schätzt ihre sachliche Art und die Arbeit eng am Textseine ruhige und besonnene Art. »Frau Schwens-Harrant ist eine gute Analystin. Sachlich und höflich äußert sie ihre Kritik. Sie ist nicht eitel und ihre Ruhe tut der Runde gut«, heißt es u. a. in den Begründungen.

Die Publikumsabstimmung zum besten Juror/zur besten Jurorin wurde vom literaturcafe.de 2014 zum ersten Mal durchgeführt. Die erste Preisträgerin war seinerzeit Daniela Strigl.

Das genaue Ergebnis in Zahlen wird wie immer nicht öffentlich bekannt gegeben.

Wie ebenfalls in den Vorjahren haben wir aus ausgewählten Kommentaren, die bei der Abstimmung eingegeben werden mussten, kleine Begründungen zusammengestellt. Wie in den Jahren zuvor gab es erfreulicherweise keinen Juror und keine Jurorin, der oder die gar keine Stimme erhielt. Wir danken allen, die an der Abstimmung teilgenommen und so großartige Begründungen geliefert haben!

Der Preis ist undatiert und wird am Bachmannpreis-Sonntag symbolisch überreicht.

1. Platz: Brigitte Schwens-Harrant

Vorjahresplatzierung: 3

Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)
Brigitte Schwens-Harrant (Foto: Screenshot/ORF)

Frau Schwens-Harrant ist eine gute Analystin. Sachlich und höflich äußert sie ihre Kritik. Sie ist nicht eitel und ihre Ruhe tut der Runde gut.

Urteilt engagiert, aber sachlich, verkauft ihre Meinung nie für einen billigen Gag oder flotten Sager, ist nie über- oder angriffig, auch nicht wenn sie kritisiert oder eine andere Meinung vertritt als die Jurykollegen. Sie hätte eindeutig Jurysprecherin werden müssen, vielleicht kann man das nächstes Jahr korrigieren.

Ihre Textanalysen sind immer bereichernd, legen Strukturen frei und hinterfragen Effekte. Sie liest genau und fordert das auch von ihren Kolleg*innen ein. Sie hat ein weites und offenes Textverständnis, das nicht nur eine Textart kennt und propagiert. Sie nutzt die Bachmannjury nicht zur Selbstdarstellung, sondern rückt ihre eigene Person zugunsten der Texte und Autor*innen in den Hintergrund.

Frau Schwens-Harrant schafft es immer, in sehr wertschätzender Art und Weise die Texte der Autor:innen zu besprechen, gerade wenn Aspekte ihr persönlich nicht so gut gefallen. Darüber hinaus hebt sie Texte oft mit ihren Worten noch einmal auf eine andere Ebene. Ich habe sie öfters auch als ausgleichendes Bindeglied in der Jury wahrgenommen. Sie agiert und argumentiert nicht „polternd“, sondern fachlich sehr fundiert, konstruktiv und gut verständlich.

2. Platz: Thomas Strässle

Vorjahresplatzierung: 1

Thomas Strässle (Foto: Screenshot/ORF)
Thomas Strässle (Foto: Screenshot/ORF)

Mit seiner Zurückhaltung und seinen genauen Beobachtungen von Textmerkmalen, Hintergründen, Kleinigkeiten formuliert Thomas Strässle fundierte Erkenntnisse der Texte und der Intuitionen der Autoren.

Herr Strässle war immer sachlich egal ob positiv oder negativ Kritik geäußert wurde. Er offenbarte heuer auch humoristisches Talent. Z. B. sein Geständnis einzelne Begriffe der Texte zu googlen um sich fortzubilden und der darauffolgende Kommentar, er habe kein Leben, wusste er in späteren Diskussionen gewitzt zu persiflieren. Oder die Erkenntnis, dass die Austrizismen in dem Text grobe Beschimpfungen seien.

Ruhig beurteilt er den Text und bringt es immer auf den Punkt. Er argumentiert sachlich und verständlich. Er lässt die anderen ausreden und wird nie zu emotional, sondern arbeitet an den Texten das Wichtige heraus.

Herr Strässle zeigt auf sehr angenehme Weise, was nüchterne Textarbeit leisten kann.

3. Platz: Philipp Tingler

Vorjahresplatzierung: 4

Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)
Philipp Tingler (Foto: Screenshot/ORF)

Unfassbar großartiger Wortschatz, sehr intelligent, ausdrucksstark, verständlich und einleuchtend. Kann sehr gut seine Sicht erklären. Er hat einen tollen Humor.

Seine Überheblichkeit entspringt nicht Selbstüberschätzung, er ist unterhaltsam und versiert, vertritt meist meine Meinung.

Hat bei seinen Ausführungen die klarste Ausdrucksweise, argumentiert immer gut begründend und hat mit Abstand die logischste Gedankenführung im Sinne der aristotelischen Verfahrensweise. Seine Beiträge haben Substanz, Gedankentiefe und hohen intellektuellen Gehalt bei gleichzeitiger sehr guter Verständlichkeit.

Tingler analysiert die Texte nach objektiven und nachvollziehbaren Kriterien. Die Qualität des Vortrags ist für ihn irrelevant für die Qualität des Textes, das ich auch so sehe.

Tiefgründige und nachvollziehbare, logische, hochintelligente und feinsinnige Argumentationen, polarisiert sehr angemessen, überragende Kompetenz, seine Beiträge waren im Verhältnis zu dem krawalligen Gerede seiner Nachbarin die reinste Erholung – schlimm, was man sich da von nebenan anhören und ansehen musste, anstrengend für das Publikum, zu dem ich in diesem Jahr wieder sehr gerne gehört habe, und vermutlich auch für Herrn Tingler …

4. Platz: Laura de Weck

Vorjahresplatzierung: –

Laura de Weck (Foto: Screenshot/ORF)
Laura de Weck (Foto: Screenshot/ORF)

Als Person und mit persönlichen Befindlichkeiten sehr zurückhaltend ist Laura de Weck durchgängig auf die Texte im Sinne der Literaturkritik eingegangen und hat sich einer durch persönliche Vorlieben geprägten Wertung, so weit dies eben möglich ist, enthalten. Auch waren ihre Diskussionsbeiträge klar formuliert und hatten zu keinem Zeitpunkt den Charakter einer Selbstdarstellung. Es spricht ebenfalls für sie, dass sie sich im Gegensatz zu anderen Juroren nicht dazu hinreißen ließ, die Redebeiträge anderer zu unterbrechen oder zu kommentieren. Ihre Äußerungen wirkten auf mich zugleich sehr sachlich und emphatisch.

Sehr wertschätzend gegenüber allen Texten, argumentiert sehr sachlich, gibt aber auch zu, wenn sie Texte emotional berühren oder sie etwas nicht versteht.

Sie bringt aus dramaturgischer Perspektive einen Blick in die Diskussion, den es vorher nicht gab, vollzieht Linien und Bewegungen nach und macht sie nachvollziehbar. Sie gewinnt dem Text und seinen Bewegungen eine räumliche Dimension ab und stellt die unterschiedlichen Entwicklungen nebeneinander, so dass sie Raum bekommen, anstatt in einer Textfläche zu verschwinden.

5. Platz: Klaus Kastberger

Vorjahresplatzierung: 5

Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)
Klaus Kastberger (Foto: Screenshot/ORF)

Nachvollziehbarste Analyse und Einordnung der Texte und Vorträge mit zumeist weniger Worten wie seine Kolleg:innen, garniert mit sportlichem Schmäh, der der Wettbewerbssituation der Performance unter den Juror:innen Zucker gibt.

Sein Scharfsinn, die Treffsicherheit seiner wortgewandten und geistreichen Beiträge, seine Leidenschaft, sein Humor sowie die Tiefe und Breite seiner literarischen und allgemeinen Bildung machen ihn unersetzlich.

Bewertet mit Witz und Wissen, hat eine klare Haltung, ich höre ihm gern zu, er hasst Baumärkte und trägt T-Shirts mit Gurken… Basst!

6. Platz: Mara Delius

Vorjahresplatzierung: 7

Mara Delius (Foto: Screenshot/ORF)
Mara Delius (Foto: Screenshot/ORF)

Mara Delius trägt ihre Kritik stets sachlich und souverän vor. Ihre Beiträge sind literaturwissenschaftlich fundiert. Damit bringt sie die Diskussion auf eine professionelle, analytisch objektive Ebene.

Kann Spreu vom Weizen trennen. Schiebt jeder Gefühligkeit ohne Inhalt einen Riegel vor.

Ihre Argumentation ist interessant und sie zeigt glücklicherweise Aspekte bei ihrer Textbetrachtung auf, die von anderen Juroren nicht benannt oder gar völlig übersehen wurden.

Argumentiert verständlich, ist den Texten positiv zugewandt, wertet Autor:innen nicht persönlich ab, ist fachlich kompetent und in der Diskussion wertschätzend den anderen Juror:innen gegenüber.

7. Platz: Mithu Sanyal

Vorjahresplatzierung: 6

Mithu Sanyal (Foto: Screenshot/ORF)
Mithu Sanyal (Foto: Screenshot/ORF)

Sie reflektiert überzeugend die eigene Perspektive und die der Literaturkritik insgesamt, wodurch ihre subjektiven und sympathisch engagierten Bewertungen gut geframed waren. Sehr einnehmend war auch ihr Interesse daran, in der Diskussion noch etwas Neues herauszufinden (statt sich auf eigenen Weisheiten auszuruhen), woraus sich kluge Beobachtungen zu den Texten ergaben.

Ich finde ihre Art zu gestikulieren äußerst ansprechend.

Argumentiert verständlich, ist den Texten positiv zugewandt, wertet Autor:innen nicht persönlich ab, ist fachlich kompetent und in der Diskussion wertschätzend den anderen Juror:innen gegenüber.

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